Sonntag, 11. Dezember 2011

Märchen, die wahr werden

Liebe Mitleser,

unlängst musste ich mir auf den letzten Seiten dieses Buches ein paar kleine Tränen aus den Augenwinkeln wischen - so sehr berührt diese Geschichte. Ich lese gern und viel im Bereich Jugendbuch, muss aber sagen, dass Antonia Michaelis "Märchenerzähler" schon ziemlich harter Tobak ist für diese Altersgruppe und würde es frühestens (!) ab 16 Jahren empfehlen.



Zur Geschichte:
Anna wächst ganz behütet auf, mit Mutter und Vater in einem Haus, gute Noten auf dem Gymnasium, Freunde, die sie durchs Leben begleiten. Sie ist eine Träumerin, die still und nachdenklich ist. Als ihr Abel begegnet fühlt sich sofort angezogen, von dem der anders ist: ein Aussenseiter in alten Klamotten, der angeblich Drogen auf dem Schulhof verkauft und immer abseits steht. Er ist auch ein stiller Nachdenklicher - und das verbindet beide sofort. Doch Abel hat ein Geheimnis, welches er mit seiner kleinen Schwester Micha teilt. Ein Geheimnis verwoben in eine Geschichte, die Abel jeden Tag ein Stückchen weitererzählt. Anna gerät in diesen Sog der Geschichte, und ganz ganz langsam kommt die Wahrheit ans Licht.



Die Autorin erzählt sehr zart diese Liebes- und Lebensgeschichte und bettet alle grausigen Details in eine schöne Sprache, führt behutsam an die Situationen heran. Und dabei sind es immer Abels Geschichten, die uns eigentlich mehr verraten, als wir wissen wollen und trotzdem trösten. Und es ist immer die beschriebene Realität, die sowohl die Protagonisten als auch die Leser böse erwachen lässt. Dieses Buch ist einzigartig und irgendwie auch ein richtiger Krimi, der ab der ersten Seite spannend beginnt und letztendlich..... aber nein, ich mag überhaupt nichts verraten. Denn das sollte jeder einmal gelesen haben.
Ein Buch, dass nachklingt, nachdenklich stimmt, Sichtweisen verändert und sicher auch Tränen kostet.

Bis zum nächsten Schmöcker!
Eure Luisa

Mittwoch, 30. November 2011

Tote Augen

Hallo ihr lieben Lesenden,

puh, seit langem habe ich mal wieder einen "klassischen Thriller" gelesen und bin im wahrsten Sinne des Wortes total von den Socken. Als Neuerscheinung hat mich Karin Slaughters "Tote Augen" eigentlich gar nicht so wirklich interessiert - ich hatte vor einiger Zeit "Belladonna" gelesen und fand es eher so "naja". Aber dann wurde es mir nochmal empfohlen und ich gab mir einen Ruck. Und siehe da - ich will mehr! :)



Wer Karin Slaughter kennt, weiß, dass sich einige ihrer Bücher um Sara Linton drehen. Hier gibt es endlich Lesefutter für Linton-Fans, auch wenn sie nur eine "wichtige Nebenrolle" spielt. Denn im Mittelpunkt stehen das Ermittlerteam aus Will und Faith die gegensätzlicher kaum sein könnten. Er ein zerknitterter, anzugtragender, stiller Außenseiter. Sie eine quirlige und unglaublich toughe Ermittlerin. Als auf einem Highway schier aus dem Nichts auftauchende Frau überfahren wird, überschlagen sich die Ereignisse: wer ist diese Frau, völlig blind und mit fehlender Rippe, gefoltert und nicht vernehmungsfähig? Plötzlich verschwinden weitere Frauen. Und als Will eine unterirdische Folterhöhle entdeckt ist schnell klar, das da jemand mit System mordet.



Ich bin nach wie vor überrascht, wie gut mir "Tote Augen" gefallen hat - ich bin erprobter Krimi- und Thriller-Leser und lege meist 08/15-Bücher dieses Genres schnell zur Seite. Karin Slaughter hat es geschafft, die Charakter hervorragend auszuarbeiten, hat ihnen Tiefe verliehen jenseits von Klischees. Auch de Handlung war für mich nicht vorhersehbar und mir stockte der Atem von der ersten bis zur letzten Seite. Ich weiß jedoch, dass nicht alle Bücher von Karin Slaughter diese Qualität aufweisen. Wer einen richtig richtig guten Thriller sucht, dem ist mit "Tote Augen" bestens gediehnt. Dieses Buch hält was es verspricht. Und ist deswegen von mir eine absolute Empfehlung, sogar als gebundenes Buch.

Spannungsgeladene Grüße
Eure Luisa

Montag, 28. November 2011

Bei Sonnenuntergang wirds unheimlich

Liebe Leseratten,

wie ihr wisst, bin ich ab und an begeisterte Stephen-King-Leserin und musste mal wieder eines der vorrätigen ungelesenen Bücher von ihm aus meinem Regal ziehen. Denn ich war mir sicher: das werden schaurig-schöne Stunden auf dem Sofa zu dieser verregneten Jahreszeit. (je gruseliger desto wohliger fühle ich mich :D) Und ich wurde nicht enttäuscht.



Bei Stephen Kings "Sunset" handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung, es sind exakt 13 Stories. Die Besonderheit an diesem Buch: King schreibt ja für gewöhnlich häufig zu seinen Kurzgeschichten ein Vorwort, hier gibt es allerdings auch ein Nachwort mit Anmerkungen zu jeder einzelnen Geschichte. Ein Schmankerl - denn natürlich bin auch ich neugierig, wie der Autor auf solche Ideen kommt, was ihn treibt und berührt.

Die Stories selbst sind von unterschiedlicher Qualität, aber ich konnte jeder einzelnen etwas abgewinnen und hatte das Buch trotz hoher Seitenzahl recht schnell ausgelesen. Über den Inhalt selbst will ich nicht zu viel verraten, denn wie es bei Short Stories so üblich ist, erfährt man meist erst mittendrin worum es überhaupt geht. Es wird erzählt von dem Leben nach dem Tod, wie man Rivalitäten beilegt, von verrückten Mördern, gruseligen Fitnessgeräten, Süchten, unheimlichen Haustieren und auch dem 11. September. Mir hat es kurzweilige Unterhaltung geboten. Einige Stories klingen lange nach, bleiben im Kopf und bewegen das ein oder andere. Als meine persönlichen Glanzstücke würde ich direkt die ersten zwei Geschichten bezeichnen: "Willa" kam leise angeschlichen, und hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Szenerie bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. "Das Pfefferkuchen-Mädchen" ist (im Gegensatz zu "Der Hometrainer") eine grauenvolle Art, jemanden zum täglichen Sport zu animieren, aber die Eindringlichkeit und der Kampf ums Überleben finden hier eine Geschichte, die originell und reell wirkt.

Fröhliches Wälzerschmökern!
Eure Luisa

Der ewige Streit ums Geld

Hallo ihr Lesenden,

zum ersten Mal habe ich digital gelesen - damit meine ich einen Roman und zum reinen Vergnügen. :)
Und dann auch noch mein erster John Grisham, und zwar "Das Testament". Was soll ich sagen? Es hat mir Spaß bereitet, es unterscheidet sich vom Lesegefühl, für mich jedoch absolut positiv. Dazu aber später nach einem Langzeittest mehr.



Nun zur Geschichte, denn die verdient es, näher besprochen zu werden. Bevor ich mit diesem Buch anfing, war ich sehr skeptisch - John Grisham, da dachte ich bisher an "Ältere-Herren-Literatur", an Sonntagabend-Fernsehspielfilme, an Gerichtsthriller und aktentaschentragende Protagonisten. Nun, das Buch hat mich schnell überzeugen, denn es zog mich gleich nach den ersten zwei Seiten in den Bann.

Einer der reichsten Männer der Welt names Troy Phelan stirbt und hinterlässt ein äußerst delikates Testament. Seine in diesem Fall wirklich buckelige Verwandtschaft ist von Gier und Verschwendungssucht geprägt und fährt die Krallen aus, als klar wird, das sie kaum in der Hinterlassenschaft bedacht sind. Denn all die Milliarden sollen einer Frau zufallen, von deren Existenz niemand etwas wusste - eine weitere Tochter Troy Phelans, die als Missionarin im tiefsten Brasilien im Pantanal ihr Leben verbringt und von der Welt nichts wissen will. Anwälte werden eingeschaltet - zum einen die der Ex-Ehefrauen und Kinder Phelans. Auf der anderen Seite Troy Phelans vertrauter Anwalt Josh Stafford, der seinen Freund und Partner Nate einschaltet, um die Erbin in Brasilien zu finden. Es beginnt in Amerika eine wahre Schlammschlacht ums Erbe, während sich Nate durchs brasilianische Pantanal zur wahren Erbin durchkämpft.

Es gibt ja Geschichtenerzähler und solche Autoren, die vom Leben erzählen (und ja, noch viele andere mehr ;). John Grisham erzählt eindeutig vom Leben und hat hier großartig recherchiert. Denn erst die vielen Details und auch die Einblicke ins Seelenleben jedes einzelnen gewinnt dieses Buch an Glanz und ich kann es kaum erwarten, einen weiteren Grisham zu lesen.
Wer richtig gute Unterhaltung sucht, die ab und an zum Nachdenken anregt und einen immer mitnimmt in die erstaunlichsten Gefilden, der ist hier sehr gut aufgehoben.

Eure Luisa

Freitag, 21. Oktober 2011

Wenn nichts mehr so ist, wie es war (Dystopien Part II)

Liebe Lesemäuse,

im letzten Post schon angekündigt, komme ich auch weiterhin am Thema "düstere Zukunftsvisionen" nicht vorbei. Doch endlich fiel mir der richtige Titel in die Hände: Jo Treggiaris "Ashes Ashes". Hier soll es dunkel zugehen, und während man sich mit den Protagonisten durch den Schlamm kämpft ertappt man sich beim leichten Frösteln.



Und wieder beginnt alles mit einer Krankheit, dieses Mal eine Art von "Beulenpest", die die Menschen schrecklich entstellt und in kurzer Zeit weltweit extrem viele Todesopfer fordert. Lucy ist ein Teenager und kann kaum die Dinge verarbeiten, die da geschehen: ihre Familie stirbt nach und nach, gleichzeitig sind die Menschen mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Extreme Regenschauer, Tsunamis etc. pp. New York, denn hier befinden wir uns, bricht zusammen, wird überschwemmt und bleibt als Betonwüste zurück. Das ist der reißerische Teil der Story und gleichsam eigentlich nur die Vorgeschichte, denn sehr kurz wird dieser Auftakt beschrieben.

Das eigentlich Buch startet mit der Beschreibung von Lucys Alltag im Grasland am Strand. Wie sie  dort unter schwersten Bedingungen Essen beschafft, eine Unterkunft baut, sich am Leben erhält. Da wird nicht mit grausigen Details gespart - Nahrungsbeschaffung und - zubereitung unter erschwerten Bedingungen, katastrophale Bedingungen für Körperhygiene usw. Und gleichzeitig liest sich der Beginn immer wie eine Anleitung zum Überlebenstraining. Als Lucy den verschmitzten Aidan kennenlernt, gerät ihr einsames Leben ins Wanken. Naturgewalten treiben sie zu ihm und seiner kleinen Gruppe von Überlebenden. Doch Sicherheit und Überleben müssen jeden Tag neu erkämpft werden. Und manchmal ist die eigene Spezies die größte Gefahr.

Mir hat dieser Trip unglaublich gut gefallen - die Story rast nur so dahin, man kommt nicht mehr raus aus dem Staunen mit offenem Mund und es fällt sehr leicht, sich in die glaubwürdige Lucy, diesen Einsiedlerteenager, hinzuversetzen. Ein gelungenes Endzeit-Szenaria, spannungsgeladen und kurzweilig, dabei nie anspruchslos.

Eure Luisa

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Nur noch gleichgeschlechtlich?!

Hallo liebe Leseratten,

zur Zeit tummeln sich im Bereich Kinder- und Jugendbuch/All-Age-Fantasy viele Bücher zum Thema Dystopie - dunkle Zukunftsvisionen, die die Menschen an ihre Grenzen bringen und ganz neue Lebensverhältnisse offenbaren. Spannend! Ich jedenfalls bin seit der Panem-Triologie und Justin Cronins "Der Übergang" völlig vom Thema gefangen.



"Das verbotene Eden" wirkt dagegen jedoch leider wie eine gut gemeinte Geschichte, weniger jedoch als spannungsgeladener, durchdachter und intelligent verwobener Roman. Aber gut, beginnen wir von vorne.
Durch einen Virus sind beide Geschlechter getrennt: Frauen und Männer können nicht anders, als aufeinander losgehen. Somit müssen sie getrennt leben und sich neu organisieren. Eine "dunkle Zeit" hat viele Ressourcen gefressen und in einem Teil Deutschlands finden sich zwei Lager wieder: die naturverbundenen, starken und eigensinnigen Frauen und die von Religion getriebenen, ehrgeizigen und habgierigen Männer. (schon etwas fade, naja) Beide Lager haben eine Art Abkommen, um sich gegenseitig zu versorgen und Nachkommen zu zeugen, welches allerdings auf äußerst wackeligem Boden steht. Als eines Tages der junge, friedliebende Mönch David entführt wird und auf Juna, die stolze Kämpferin und Tochter der Hohepriesterin Arkana trifft, gerät nicht nur das Abkommen sondern auch das gesamte Gesellschaftsgefüge ins Wanken.

Immerhin, ich habe das Buch zu Ende gelesen! Und ich muss gestehen, dass die Story grundsätzlich sehr spannend geschrieben ist - die Handlung wird zügig voran getrieben, keine langatmigen Beschreibungen. Die Charaktere sind eigentlich ganz nett und mit einigen Facetten beschrieben. Aber... es ist ein nettes Buch, mir jedoch gingen die gezeichneten Rollenbilder der Frauen und Männer irgendwie auf die Nerven - die "naturverbundenen Hexen" und die "herrschsüchtigen Religiösen". Es werden auch Zwischentöne gezeigt, durchaus. Dadurch konnte ich weiterlesen. Aber diese bleiben zu blaß und eindimensional. Ich fühle mich zwiegespalten bei diesem Buch, glaube aber, dass es für all diejenigen lesenswert ist, die eine nette Geschichte einfach mal so zum Wegschmöckern suchen.

So weit, so gut. Auf zur nächsten Dystopie.... Ashes Ashes....
Eure Luisa

Sonntag, 9. Oktober 2011

Die Welt der Airline-Engel

Sie reichen uns mit hingerissenem Lächeln Tomatensaft oder entzücken uns durch formvollendet vorgeführte  Sicherheitshinweise. Für mich hängt es maßgeblich von den Flugbegleiter(innen) ab, ob ich mich im Flugzeug wohl und sicher fühle - und wie oft hat mich schon ein Gespräch mit diesem Servicekräften der Lüfte auf psychisch entspannte Gefilde zurück gebracht!



Umso neugierig war ich, als ich den Roman "Saftschubse" von Anette Lies entdeckte. Diese Engel der Fluggesellschaften, tapfer in Kostüm oder Anzug, immer gepflegt, ein einziges Klischee?!
Charlotte muss raus aus ihrem Alltagstrott und findet ein Leben als Flugbegleiterin hat da viel mehr Aufregung zu bieten. Sie bewirbt sich und muss schon beim Auswahlverfahren feststellen, dass an eine Flugbegleiterin allerlei Ansprüche gestellt werden - na klar, allein schon wegen der Sicherheit! Dieses Buch ist für alle interessant, die schon immer mal wissen wollten, welche Tücken dieser Beruf neben dem Jetlag noch bietet: Charlotte muss durch einen Auswahlprozess und beschreibt ihre Schulungen, als sie tatsächlich angenommen wird. Sie berichtet, wie sich die Arbeit in der 1. Und 2. Klasse unterscheidet, dass es eine Glaubensfrage ist ob man Lang- oder Kurzstreckenflüge bevorzugt, wie man sich einen Kapitän angelt und diesen schnell wieder los wird (denn soo toll sind die gar nicht) und welche Probleme im Privatleben auftauchen können.
Für mich war besonders interessant zu sehen, dass kleine Dinge den Alltag trüben können, an die man als flugreisender Gast so gar nicht denkt. Frau Lies schreibt sehr locker und man kann dieses Buch in ein bis zwei Tagen wegschmöckern. Eine schöne leichte, aber auch interessante Urlaubslektüre.  Und ich werde mir sehr gut merken, dass ein Arbeitstag einer Flugbegleitung nicht nach einem Flug endet und mich nicht mehr mit den Worten „Einen schönen Feierabend“ verabschieden. Versprochen, Frau Lies! ;)

Dienstag, 27. September 2011

Und nun hat sie es erzählt, was keiner wissen sollte.

Es gibt Bücher, da möchte man am liebsten den Atem anhalten. Man möchte die Seiten langsamer umblättern, das Buch gar weglegen, innehalten, Bilder wirken lassen und behalten. Und doch gelingt das kaum, weil man einfach nicht aufhören kann, über die Wörter zu fliegen. Weil man das nächste Bild gleich wieder einfangen möchte. So erging es mir mit Daniela Krien "Irgendwann werden wir uns alles erzählen". Ein Dank gebührt einer lieben Kollegin, die mir dieses Buch empfohlen hat - denn diese Geschichte wird so schnell meinen Kopf nicht verlassen.

Daniela Krien berichtet von dem Leben auf dem Land im Osten Deutschlands zu Zeiten der Wende. Und wie sie das tut! Akribisch beschreibt sie die Höfe wie die Menschen. Skizziert messerscharf deren Tätigkeiten und führt uns ein in das anstrengende Bauernleben. Zwischen Hof- und Küchenarbeit findet man merkwürdig fehl am Platz die sechzehnjährige Maria. Freundin des Sohnes Johannes. Ein kluges Mädchen, aber für den Hof doch nicht zu gebrauchen! Aber sie weiß sich anzupassen, lernt zuzupacken, lernt zu Kochen und zu Backen wie die Großmutter. Vielleicht passt sie sich zu sehr an. Denn der alte Henner, Herr des Hofes gegenüber, weckt Gefühle in ihr, die sie aufwühlen.

Was für ein Buch! Und wie sie es schreibt, die Frau Krien. So bemerkenswert kühl und distanziert, so nah dran an jedem einzelnen. Fast schon journalistisch pirscht sie sich an das eigentliche Sujet in diesem Bericht heran - an eine unfassbare Liebesgeschichte zwischen einer klugen Sechzehnjährigen und einem einsamen vierzigjährigen Bauern. Selbst sonst anstößige Szenen werden hier zu rauen Liebesbekundungen, versteckte Heimlichkeiten zu einem Lobgesang auf die Liebe.

Bitte, dieses Buch muss gelesen werden!

Belesene Grüße
Luisa

Samstag, 23. Juli 2011

Gewöhnliche Menschen in ungewöhnlichen Situationen

Liebe Bücherfreunde,

getrieben von der Faszination des Grauens könnte ich mich momentan auf jeden Thriller, jede Horrorstory stürzen. Vor dem Fenster der nasskalte, windige Sommer, innen drin Grusel und Entsetzen. Ja, es hat mich mal wieder gepackt. Spannungsliteratur ist und bleibt eben mein Favorit. Und Stephen King ist für viele so etwas wie DER Schriftsteller auf diesem Gebiet - und ich muss gestehen, trotz dessen nicht alle Romane die gleiche Unterhaltungsqualität haben, lese ich ihn auch sehr gerne.



"Zwischen Nacht und Dunkel" hat mich ungeahnt seit der ersten Seite gepackt. Mit vier Novellen dürfte King seine Fans zum Erscheinen des Buches vielleicht etwas enttäuscht haben, aber viele Rezensionen im Internet zeigen - die treue Fangemeinde liest trotzdem - und es lohnt sich. Auch für mich. Vier Novellen, vier Auszüge aus Lebensgeschichten ganz gewöhnlicher Charaktere. Und für mich sind alle vier sehr stark geschrieben, nur die erste sticht nochmal mehr durch Tiefe und Tragik hervor.




Die Story "1922" beschreibt ein Jahr im Leben eines weniger wohlhabendenden Farmers irgendwo im Süden Amerikas. Und wohin es führen kann, wenn Egoismus falsche Entscheidungungen zulässt. Wie eine grausame Idee plötzlich Gestalt annimmt und am Ende nicht nur ein Leben, sondern ganze Familien zerstört. "Big Driver" dürfte allen weiblichen Lesern ziemlich zusetzen - das Thema Vergewaltigung wird hier so nahbar behandelt, man fürchtet sich nach dem Lesen in den eigenen vier Wänden. Die Story dreht sich jedoch, als das Opfer zum Täter wird und weit mehr entdeckt, als zu erahnen war.
"Faire Verlängerung" ist ein, im wahrsten Sinne des Wortes, diabolisches Zwischenstück, welches sich wieder auf "egoistische" Entscheidungen und deren Konsequenzen bezieht. Es ist die alte Geschichte eines Tauschgeschäftes im Sinne von "Was würde es Ihnen kosten, wenn ich Ihren Krebs vorübergehend heilen könnte?". Wenig überraschend kommt diese Story daher, aber die stimmig ausgearbeiteten Charaktere und die feinen Details unterhalten trotzdem.
Einen gelungenen Abschluss stellt "Eine gute Ehe" dar - eine allzu gute Ehefrau entdeckt nach vielen gemeinsamen Ehejahren, dass ihr Mann ein Serienmörder ist. Leider weiß er auch ziemlich schnell, was sie herausgefunden hat. Und so vermutet der Leser hinter jedem Satz eine Falle.



Alle Leser, die weniger übernatürliche, eher ungewöhnliche Horrorgeschichten suchen, liegen mit diesem King. Mich heizt es an, mit gruseliger Lektüre fortzufahren.

Eure Luisa

Samstag, 16. Juli 2011

Wer Schneemänner baut...

Liebe Leseratten,

im Moment lese ich gerade sehr langsam, hoffe aber, dass ich durch meinen neu erworbenen Stephen King wieder etwas Zug in mein leseverhalten bekomme. ;-) Doch lag es keinesfalls am Buch, dass ich soooo lange dafür gebraucht habe. Zwischendurch habe ich eine fantastische Neuerscheinung "vor-gelesen", die ich aber erst bei Erscheinen im September vorstellen kann.



Doch nun zum Kern dieses Posts: Jo Nesbos "Schneemann". Puh, und da muss ich auch erstmal Luft holen - denn das Ende hat plötzlich sehr viel Tempo und extrem spannungsgeladene Szenen. Aber fangen wir vorne an: im Norden wird gern gemordet - das wissen wir seit Mankells "Wallander". Nesbo entführt uns ins kühle Norwegen, wir begleiten den Kommissar Harry Hole, in diesem Buch sein bereits siebter Fall. Und was geht da eigentlich vor sich? Frauen verschwinden, werden bestialisch zugerichtet wiedergefunden und jemand hat tatsächlich die Nerven das ganze mit Schneemännern zu verbinden.
Als ich das das erste Mal hörte fand ich es etwas - nun ja, ich konnte es nicht einordnen. Ein Thriller über Schneemänner?! Irgendwie lächerlich, oder? Aber wer sich an diesen Thriller traut, hat mit Sicherheit ab der ersten Seite nichts zu lachen.


Die Fälle sind herrlich verquickt und verstricken sich immer mehr. Selbst für geübte Thriller-Leser lässt sich hier nicht erahnen, wer hinter all den Gräueltaten steckt. Raffiniert werden die Charaktere beschrieben, wobei ich da gerade Herrn Hole noch am unspannendsten fand. Dieses klassisch Verschrobene erinnerte mich doch zu sehr an andere "Ermittlerhelden" - versoffen, verwahrlost, irgendwie total verkorkst aber doch charmant und unglaublich clever. Das trübt die spannende Mörderjagd aber kaum, denn hier wird die Handlung so rasant vorrangetrieben und neue Puzzleteile eingestrickt, dass man kaum aufhören kann, die Seiten zu blättern. Vor allem bleibt mir Katrine im Gedächtnis, die für mich ganz gelungen beschrieben wird. Und auch des Täters Motive sind doch am Ende erschreckend plausibel dargelegt. Und trotz dessem, dass hier bereits ein siebter Teil einer Serie vorliegt - ich habe die Vorgänger nicht gelesen und habe nichts vermisst. :)

Wer im verregneten deutschen Sommer auf Balkonien noch trübere Unterhaltung sucht, ist hier genau richtig. Doch am Strand unter sengend heißer Sonne macht dieses Buch Eiszapfen und bereitet den ein oder anderen Schauer!

Eure Luisa

Dienstag, 28. Juni 2011

Da fällt ein Halbgott vom Himmel!

Hallo liebe Bücherwürmer,

Da werden doch die Götter verrückt: eine Insel irgendwo an der amerikanischen Ostküste, ein weiblicher, gut aussehender Teenager, der schneller rennen kann als alle anderen und eine geheimnisvolle, reiche und unwiderstehlich schöne Familie. Erinnert doch ein bisschen an Twilight, oder? Ja, so erging es mir das ein oder andere Mal bei "Göttlich verdammt" von Josephine Angelini. Und das Setting wäre mit meinen ersten Beschreibungen dann auch wirklich schon gegeben. Trotzdem hat mich dieses Buch bis zum Schluss lesen lassen - ich habe es nicht enttäuscht in die Ecke geschmissen. Und das mit gutem Grund.



Die Charaktere sind relativ einfach skizziert. Das ist die schöne Helen, die sich dessen gar nicht bewusst ist. Ihre Mutter hat sie und ihren Vater verlassen. Mit ihrer schlagfertigen Freundin Claire geht sie durch dick und dünn. Und als sich die Familie Delos auf der Insel ansiedelt, ist das Gerede groß: schön sind sie, in Spanien hätten sie gelebt. Welches Geheimnis umgibt sie? Und warum kann Helen schneller rennen als alle anderen? Und wacht nach einer langen Nacht voller Albträume mit schmutzigen Füßen auf?



Angelini hat die Fäden schon ganz geschickt gesponnen - es macht Spaß der Story zu folgen. Wer Twilight mochte, wird viele Parallelen finden, dennoch besticht diese Geschichte durch ihren originellen Hintergrund: griechische Mythologie. Mir hat es sehr gut gefallen, wie sich die Liebesgeschichte entspinnt, wie die Charakter sich entwickeln. Und auch die Sprache ist, z.B. im Vergleich zur P.C. Cast-Reihe, sehr angenehm. Auch wenn einige Wendungen vorhersehbar sind, verspricht dieses Jugendbuch endlich neuen Wind für alle Fans von dramatischen Liebesgeschichten und spannenden Verwicklungen, von fantastischen Elementen und aufzudeckenden Geheimnissen. Für mich ein kleines Highlight im Bereich Fantasy/Jugendbuch diese Saison.

Seitenraschelnde Stunden,
Luisa

Samstag, 18. Juni 2011

Chirurgische Grundausbildung des Grauens

Liebe Lesratten,

Seit dem vergangenen Wochenende hat mich von Tess Gerritsen "Die Chirurgin" fest in ihren Bann gezogen. Wieder ein Buch, welches mir schon so oft von Freunden, Familie und Kollegen empfohlen wurde. Und nun bin ich schockiert und bleibe mit schüttelndem Kopf zurück - welch kranke Phantasie!
Oh ja, ich lese gerne Bücher, bei denen das Blut aus den Seiten tropft. Ich habe Cody McFadyens Thriller verschlungen, denke immernoch an Mo Hayders "Der Vogelmann". Und nun wird "Die Chirurgin" diesem Reigen beitreten.



Sehr amerikanisch kommt dieses Buch daher: zwei Ermittler müssen zusammenarbeiten, da sich ihre Mordfälle gleichen. Der eine eher ruhig, besonnen. Der Ermittler, der immer alles richtig macht. Die andere  geprügelt durch die Männerwelt Polizei, raubeinig und unversöhnlich. Beide treten mit einem großen Team gegen jemanden an, der weiß Gott warum Frauen bis zum Tod schändet - und zwar mit einem Skalpell. Und die Fälle scheinen etwas mit der Chirurgin Dr. Cordell zu tun zu haben. Unheimlich für diese Frau, die selbst vor zwei Jahren Opfer war in einem ähnlichen Fall und sich gerade so noch retten konnte.

Blut fließt wahrlich nicht wenig: die kranken Gedanken zu blutigen Ereignissen der Geschichte sowie seine eigene "Arbeit" - die des Mörders, Cordells Arbeit im Krankenhaus detailreich beschrieben. Es fließt und hört nicht auf - so sehr, dass es mir manchmal schon zu viel war. Doch spielt gerade das Blut symbolisch eine wichtige Rolle. Mir hat es gefallen, wie Frau Gerritsen mit dem Leser Katz und Maus spielt, trotzdem war gegen Ende für mich durch Ausschluss relativ klar, wer es zumindest nicht sein konnte. Und somit bleibt ich bei der ewigen Frage "Wer war's denn nun jetzt?" nicht erstaunt zurück. Aber die Unterhaltung ist dicht und gut, die Geschichte meisterhaft verwoben und die Charaktere bieten glaubwürdige Grundlagen. Ein Thriller-Schmaus, vielleicht werde ich noch weitere Romane von Tess Gerritsen lesen.

Wer hat es noch gelesen? Hat es euch auch so erschüttert? Schlaflose Nächte, tiefe Augenringe?

Fröhliches Seitenblättern!
Luisa

Freitag, 10. Juni 2011

Ein Mädchentraum?!

Liebe Leseratten,

vor kurzem hab ich euch hier berichtet, wie ich den Weg zu "rosa Büchern" gefunden habe - heute möchte ich ein weiteres vorstellen.



Bisher kannte ich Sophie Kinsella nur in Zusammenhang mit "Shopaholic" - den Film hatte ich gesehen (kurzwelige Unterhaltung), die Bücher interessierten mich eigentlich gar nicht. Bis ich herausfand, dass neben der Schnäppchenjägerin-Reihe auch noch abgeschlossene Romane existieren. Auf dem Wühltisch entdeckte ich "Kennen wir uns nicht?" und fand die Story recht ansprechend - dies sollte sich beim Lesen bestätigen.

Es geht um Lexi Smart - auch das Frettchen genannt. Sie ist bekannt für ihre chaotische, aber liebenswürdige Art und ihre unperfekte Optik: schiefe Zähne, etwas dicklich. Eine Freundin zum Pferdestehlen. Sie hat tolle Freundinnen, mit denen sie viel lachen und genauso viel gemeinsam weinen kann. Als ihr plötzlich ein Unfall passiert, wacht sie auf und führt mit einem Mal ein perfektes Leben. Nicht nur ihr Körper scheint generalüberholt - ihr Ehemann ist optisch ein Topmodel und verdient viel Geld. Ihr Haus bietet jeden nur erdenklichen Komfort. Und sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Aber wie kann das eigentlich sein?



Diese Geschichte ist einfach herrlich - und überhaupt nicht platt geschrieben. Es gibt ausgearbeitete Charaktere, die einen durch das ganze Buch begleiten. Die Story scheint verrückt, löst sich aber gekonnt auf. Und natürlich werden einige Klischees aufgegriffen, aber auf eine sehr charmante Art und Weise. So freut sich zum Beispiel Lexi in ihrem "neuen Leben" über einen Schrank voll hochwertiger Klamotten und Kosmetik von großen bekannten Marken und taucht kurzzeitig darin ein - aber es wird eben auch die Schattenseite dieses Überflusses gezeigt. Es macht unheimlich Spaß mit Lexi den Luxus zu erleben und dem Geheimnis hinter ihrem neuen Leben auf die Spur zu kommen. Dabei geht es im gesamten Buch immer um die Frage "Was macht eigentlich wirklich glücklich?".
Die Autorin schreibt locker, aber nie zu umgangssprachlich oder gar vulgär. Eine aufmunternde Geschichte nett verpackt! :)

Fröhliches Bücherlesen!
Eure Luisa

Sonntag, 5. Juni 2011

Unglaublich real und so brutal!

Hallo ihr lieben Leseratten,

jetzt seid mal ganz ehrlich: mögt ihr auch gern brutale Thriller, so richtig blutig? Und psycho? Ich lese hin und wieder gern Bücher aus diesem Genre. Verfolge in der regionalen Presse die winzigen Artikel, die von kuriosen Morden in geringster Wortzahl berichten. Ich gehöre zu diesen Menschen.
Und hatte eher eine abwartende Haltung, als mir eine Kollegin das folgende Buch in die Hand drückte: Jochen Rausch's "Trieb / 13 Storys".



Herr Rausch führt uns in die Welt der kleinen kuriosen Anzeigen im Tagblatt (deren Hintergrund uns meist verborgen bleibt): Was geschah wirklich mit dem Bauern, dessen Körper in Einzelteile zerhackt wurde? Wie konnte die junge, lebensfrohe und gut aussehende Studentin nur unter dem Zug landen? Und warum wird eine alte, liebenswürdige Dame wegen ein paar Euro in ihrer Wohnung zu Tode geschlagen?



Ganz sachlich, sehr nüchtern lässt Rausch die Ereignissen aus Sichtweise der Polizei, der Zeugen, eventueller Beteiligter erzählen - die einzelnen Kurzgeschichten lesen sich zum Teil wie Auszüge aus einem Vernehmungsprotokoll. Und sparen somit nicht mit Brutalität. Im Mittelpunkt steht immer das Thema "Trieb" - wie der Mensch getrieben wird durch Gelüste und Sehnsüchte. Nach jeder Story gilt es einmal kurz den Atem an- und innezuhalten - denn in klassischer Kurzgeschichtenmanier spart hier jedes einzelne Ende nicht mit Überraschungen und dem Aufdecken des vorliegenden Falls. Für mich eine kleine Sensation - mit einfachen Mitteln wird hier das Schaudern gelehrt und ich ertappe mich dabei, wie ich die Leute im Bus mit anderen Augen beobachte.

Augen auf und durch!
Eure Luisa

Dienstag, 31. Mai 2011

Bekenntnisse: Das erste Mal und dann immer wieder!

Liebste Leseratten,

der Titel dieses Posts scheint verheißungsvoll - heute möchte ich berichten, wie die Frauenliteratur in mein Leben trat und wir uns etwas angefreundet haben. (denn unter Buchhändlern wird bei diesem Genre oft gern die Nase gerümpft) Durch meinen Amerika-Aufenthalt zu Beginn dieses Jahres lese ich rosa Bücher, im Fachjargon Frauenliteratur genannt. Hier dreht sich alles um "Sie", sehr oft um Liebe, Mode und was das weibliche Geschlecht sonst noch beschäftigt und fasziniert.



Wer mich kennt, weiß, dass ich ungern Fliege - somit stand ich im Januar am Flughafen Houston und überlegte fieberhaft wie ich mich vom bevorstehenden Langstreckenflug am besten ablenken kann. Es gab den ein oder anderen Buchladen, ich schlich von Regal zu Regal. Leider weiß ich nicht mehr, in welchem Geschäft ich war, aber für eine Flughafen-Buchhandlung war dieses überraschend gut ausgestattet: nicht nur die obligatorischen Bestseller in wasserfallartigen Stückzahlen, auch überraschend viele Klassiker und einzelne Schätzchen im Regal. Ich schätze es sehr, wenn ein Geschäft nicht nur Massenware bietet und mich durch eine feine Auswahl ködert. Trotzdem zog es mich zu den Neuheiten. Ich dachte "Schau mal, was hier schon auf dem Markt ist und Dich in Zukunft in Deutschland erwartet." Ich konnte nichts vertragen, was mich grübeln lies. Nichts Blutiges, nichts Tragisches. Ich wollte abgelenkt werden von jeglichem schlechtem Gefühl, von der Angst. Und ich sah einen türkisfarbenen Schmöker mit Cremetöpfchen vorne drauf. Und noch bevor ich mich mit Autor, Titel oder Klappentext beschäftigte spürte ich es in meinen Fingern kribbeln und mein Verstand sagte mir "Wo Cremetöpfchen drauf sind, ist sicher nichts Schwermütiges drin." Ich griff zu, sah den Titel (Irgendwas mit "Hoffnung", ja, gar nicht mal so schlecht), las den Klappentext, drückte es an mich und lies es den ganzen Flug über nicht mehr los.



Beth Harbisons "Hope in a jar" war einfach nur eine süße Geschichte, nicht ganz ohne Schattenseite, aber natürlich mit zuckrigem Happyend. Eine Geschichte, die von starken Frauen handelt, eine klug, die andere schön, beide mehr oder weniger erfolgreich. Von der Liebe und Vergangenheitsgeheimnissen. Und davon, dass Kosmetik Hoffnung birgt - darauf, sich besser und schöner zu fühlen. Ein echter Schmachtfetzen. Der Flug ängstigte mich trotzdem, aber das Buch war bei mir und hat mich gedanklich getragen. Seitdem lese ich "rosa Bücher". Inzwischen sind einige in meinem Bücherregal gelandet und sicher werde ich hier auch das ein oder andere besprechen.

Für ein quietschrosa Happyend,
Eure Maria Luisa

Sonntag, 29. Mai 2011

Audrey Niffenegger: Die Zwillinge von Highgate

Liebe Leseratten,

vor einiger Zeit habe ich von Audrey Niffenegger "Die Frau des Zeitreisenden" gelesen und war zutiefst berührt: vom leichten Schmunzeln bis hin zu der ein oder anderen Träne gerade gegen Ende des Buches. Selbst heute breitet sich Gänsehaut auf meinen Armen aus wenn ich an die Wendungen der Geschichte denke, und verschmähe den Film. Somit wartete ich gespannt auf Niffeneggers Nachfolger: "Die Zwillinge von Highgate". Lange schlich ich ums Hardcover, lies es mir von Kollegen empfehlen. Konnte mich nicht entscheiden. Doch nun habe ich es endlich, als Taschenbuch, gelesen. Und bin etwas zerissen.



Die Story ist großartig: Edie und Elspeth sind Zwillinge und nur sie selbst wissen, warum die eine mit Ehemann und den Zwillingstöchtern Valentina und Julia in Chicago und die anderen mit Lebensgefährten in London leben und kein Wort mehr miteinander wechseln. Elspeth stirbt nach schwerer Krankheit und vermacht ihren beiden Nichten ihr Apartment in London und hinterlässt daneben auch Robert, der mit dem Tod der Geliebten schwerlich klarkommt und ihre geheimen Dokumente verwaltet.
Audrey Niffenegger schreibt stark, ohne Umschweife, aber mit viel Liebe zum Detail. Auch zu Alltagssituationen und Bildern, die einen gefangen nehmen. Auch schräge Charaktere werden liebevoll in Szene gesetzt: im Haus in London werden nicht nur Valentina und Julia Einzug halten, dort lebt eben auch Robert, der sich so eng verbunden zum Friedhof nebenan fühlt, jeden Grashalm dort beschreiben kann. Und dann auch noch der zwangsgestörte Martin, umgeben und gefangen von Schachteln voller geliebter Gegenstände, verlassen von seiner Seelenfreundin Marijke.



Interessant werden diese Persönlichkeiten und ihr Lebenswandel porträtiert. Der Untertitel weist jedoch schon darauf hin - "eine unheimliche Liebesgeschichte". Ja, auch Geister halten ihren Einzug. Elspeth sucht ihre Lieben heim und schmiedet ihre eigenen Pläne. Und nach Dreivierteln des Buches kippt alles: das Familiengeheimnis wird offenbart und alle Ereignisse überschlagen sich. Und dies ist der Punkt mit dem ich als Leser gehadert habe.
Die gemütlich-romantische, interessante Stimmung des ersten Teil des Buches geht sehr abrupt verloren. Es wird ungemütlich. Und das Übersinnliche hält stärker Einzug. Mich hat es aufgewühlt und aus der Stimmung des Buches gerissen. Was ich nicht unbedingt als negativ empfinde - man bleibt fast mit offenen Mund schockiert sitzen. Man grübelt und windet sich mit den Charakteren. Und der Schluss... ja, der Schluss scheint nachvollziehbar.

Ach ja: wer als erster einen Kommentar schreibt, bekommt von mir das gebrauchte Buch geschenkt! :)

Herzlichst,
Maria Luisa