Sonntag, 29. Mai 2011

Audrey Niffenegger: Die Zwillinge von Highgate

Liebe Leseratten,

vor einiger Zeit habe ich von Audrey Niffenegger "Die Frau des Zeitreisenden" gelesen und war zutiefst berührt: vom leichten Schmunzeln bis hin zu der ein oder anderen Träne gerade gegen Ende des Buches. Selbst heute breitet sich Gänsehaut auf meinen Armen aus wenn ich an die Wendungen der Geschichte denke, und verschmähe den Film. Somit wartete ich gespannt auf Niffeneggers Nachfolger: "Die Zwillinge von Highgate". Lange schlich ich ums Hardcover, lies es mir von Kollegen empfehlen. Konnte mich nicht entscheiden. Doch nun habe ich es endlich, als Taschenbuch, gelesen. Und bin etwas zerissen.



Die Story ist großartig: Edie und Elspeth sind Zwillinge und nur sie selbst wissen, warum die eine mit Ehemann und den Zwillingstöchtern Valentina und Julia in Chicago und die anderen mit Lebensgefährten in London leben und kein Wort mehr miteinander wechseln. Elspeth stirbt nach schwerer Krankheit und vermacht ihren beiden Nichten ihr Apartment in London und hinterlässt daneben auch Robert, der mit dem Tod der Geliebten schwerlich klarkommt und ihre geheimen Dokumente verwaltet.
Audrey Niffenegger schreibt stark, ohne Umschweife, aber mit viel Liebe zum Detail. Auch zu Alltagssituationen und Bildern, die einen gefangen nehmen. Auch schräge Charaktere werden liebevoll in Szene gesetzt: im Haus in London werden nicht nur Valentina und Julia Einzug halten, dort lebt eben auch Robert, der sich so eng verbunden zum Friedhof nebenan fühlt, jeden Grashalm dort beschreiben kann. Und dann auch noch der zwangsgestörte Martin, umgeben und gefangen von Schachteln voller geliebter Gegenstände, verlassen von seiner Seelenfreundin Marijke.



Interessant werden diese Persönlichkeiten und ihr Lebenswandel porträtiert. Der Untertitel weist jedoch schon darauf hin - "eine unheimliche Liebesgeschichte". Ja, auch Geister halten ihren Einzug. Elspeth sucht ihre Lieben heim und schmiedet ihre eigenen Pläne. Und nach Dreivierteln des Buches kippt alles: das Familiengeheimnis wird offenbart und alle Ereignisse überschlagen sich. Und dies ist der Punkt mit dem ich als Leser gehadert habe.
Die gemütlich-romantische, interessante Stimmung des ersten Teil des Buches geht sehr abrupt verloren. Es wird ungemütlich. Und das Übersinnliche hält stärker Einzug. Mich hat es aufgewühlt und aus der Stimmung des Buches gerissen. Was ich nicht unbedingt als negativ empfinde - man bleibt fast mit offenen Mund schockiert sitzen. Man grübelt und windet sich mit den Charakteren. Und der Schluss... ja, der Schluss scheint nachvollziehbar.

Ach ja: wer als erster einen Kommentar schreibt, bekommt von mir das gebrauchte Buch geschenkt! :)

Herzlichst,
Maria Luisa

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