Sonntag, 15. April 2012

Betuliches Schweigen

Liebe Leseratten,

ich musste mal wieder zu einem grundsoliden Krimi greifen und mi fiel Petra Buschs "Schweig still, mein Kind" in die Hände. Eigentlich, ja, ich muss es gestehen, mag ich deutsche Krimischriftsteller gar nicht so gerne. Bis auf Herrn Patrick Fitzek ziere ich mich normalerweise, dazu zu greifen. Aber wenn man durch persönliche Empfehlungen neugierig gemacht wird, bin ich einem Versuch nicht abgeneigt. Und es hat gefallen, sehr gut sogar.




Die 500 Einwohner des Dorfs im tiefsten Schwarzwald sind bestürzt, als die Wanderführerautorin Hanna Brock auf einer ihrer Entdeckungstouren eine ehemalige Bewohnerin ermordet und zart gebettet auf weichen Moos entdeckt. Die Leiche war hochschwanger, die Schwester des Dorfbürgermeisters und wollte nach 10 Jahren der Abwesenheit ihrer Familie und dem Heimatdorf einen Besuch abstatten. Das Ungeborene wurde ihrem Leib entrissen. Hauptkommissar Ehrlinspiel wird aus der "großen Stadt" gerufen, um sich des Falls anzunehmen. Doch die zickige Zeugin Brock ist dabei sein kleinstes Problem. Das Dorf schweigt und ist alles andere als bereit, dem Kommissar bei der Aufklärung des Falls zu helfen.


Herrlich dieser Plot - das klassisch biedere Dorfidyll wirft Schattenseiten, zeigt Krallen und Zähne. Wie hab ich mich wohlgefühlt, mit Frau Brock und dem Kommissar die Natur zu ergründen und dabei die Tiefen der menschlichen Psyche. Gekonnt zeigt Petra Busch, dass die Mischung aus intelligentem Psychothriller, Familiengeschichte und Heimatschinken funktioniert - denn es gilt einen uralten Mythos aufzuspüren. Sie schreibt äußerst klug, niemals langatmig, verflechtet geschickt Charaktere, die einem im nächsten Dorf gerade selbst über den Weg gelaufen sein könnten. Und streicht das ganze an mit detailreichen Schilderungen der Dorfgegebenheiten. Man wird ein Teil des Ganzen und am Ende bleibt die spannende Frage: Wer war der Mörder und warum?

Mittwoch, 11. April 2012

Unter oder über der Erde?

Hallo liebe Leseverrückte!

Nach laaaanger Abwesenheit melde ich mich endlich zurück und freue mich über eine Vorstellung, die total gut zu meinem momentanen Lieblingsthema "Dystopien" passt: Ann Aguirres "Die Enklave".



Zwei lebt in einer unterirdischen Enklave - festgelegte Regeln, klare Hierarchien, dunkle Tunnel und nacktes Überleben. Erst als sie den Krieger Bleich an ihre Seite gestellt bekommt, fängt Zwei an über den Tellerrand zu schauen und zu hinterfragen. Ist das Leben wirklich nur im Untergrund möglich?

Tief bin ich eingetaucht in Zweis Enklave, ihre Prinzipien, ihrem Weltbild und den Alltag. Bin durch dunkle Gänge mit ihr gerannt, habe ihren Partner Bleich kennengelernt, mit ihr Rituale durchlitten, an ihrer Seite gekämpft und alles aufgegeben, was ich bisher kannte.



Doch worin unterscheidet sich diese x-te, düstere Zukunftsvision von anderen? Dieser intensive Trip bietet ein gut durchdachtes Konzept, actionreiche Spannung und vielschichtige Charaktere. Zudem ist er sprachlich gut geschrieben und ich finde hier besonders interessant, dass ein großer Teil der Story im Untergrund spielt. Und trotzdem werden auch die Spekulationen/Geheimnisse des "überirdischen Lebens" aufgedeckt. Sicher wird auch hier das ein oder andere Klichee bedient, trotzdem fand ich als geübte Leserin dieses Genres nichts vorhersehbar und war von den überraschenden Wendungen gefesselt. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Und jetzt hoffe ich innerlich auf eine Fortsetzung. :)

Eure Luisa